Christian Lais und die mystische Zahl „7“
Christian Lais scheint ein Wettergott zu sein. Den ganzen Tag hatte es ordentlich geregnet. Jetzt zum Abend kommt die Sonne sogar noch hervor. Ich bin mir aber ziemlich sicher, dass sie nichts damit zu tun hat, dass mir ganz heiß ist. Ich bin mir sogar sehr sicher, dass daran nur einer Schuld trägt: Mein Interview-Partner Christian Lais. Die erste Single vom neuen Album heißt „7x“ und ich bin einfach nur gespannt, ob er wirklich „7x“ kann … „singen, saufen und sabbeln“ natürlich – oder was habt ihr gedacht?
Christian Lais brennt für das neue Album „7“
Ich komm in die Hotellobby und Herr Lais ist schon ganz ins Sofa versunken. Wie ich später feststellen darf, ist in diesen Sofas auch nichts anderes möglich. Als Christian mich sieht springt er auf und strahlt. Ich liebe dieses Stahlen, seit er mich zum ersten Mal 2012 hinter den Kulissen bei „Immer wieder sonntags“ damit begrüßt hat. Warum? Es ist ehrlich und echt!
Wir machen es uns gemütlich. Christian Lais will erst anfangen, wenn wir bestellt haben. Die Zeit hat der Sänger dann aber nicht mehr und dann plaudert los. Das neue Album, die Titel und … „Dir ist klar, dass Du das jetzt gleich alles noch mal erzählen musst?“, frage ich. Denn nach seiner Ansage, läuft das Diktiergerät natürlich noch nicht und obwohl die Lobby und Hotelbar fast leer sind, braucht der Kellner eine Weile uns zu entdecken. Irgendwann schafft er es aber und das Interview kann beginnen.
Christian Lais und die mystische 7
Ich will natürlich erst einmal wissen, was auf dem neuen Album „7“ drauf ist: „Auf dem Album sind sehr, sehr viele Songs mit vielen unterschiedlichen Facetten. Es gibt rockige Nummern, Discofox-Nummern und Balladen. Es ist der typische Christian-Lais-Sound vertreten, mit dem man mich kennt. Aber ich bin auch neue Wege gegangen. Ich bin moderner geworden und hab mich der Zeit angepasst. Das hört man auch schon bei meiner ersten Single ‚7 Mal‘.“ Die Themen und das Ziel grenzt der Sänger klar ein: „Ich sing Lieder über die Liebe, Abschied, Trauer, Schmerz, Hoffnungslosigkeit und Neubeginn. Ich will mit den Texten die Menschen berühren.“
Ich will wissen, wieso das Album „7“ heißt. „Ich hab das Album „7“ genannt, weil damit so viel zusammenhängt. Es ist mein 7. Studioalbum. 7 Tage hat die Woche Ich bin an einem 7. Juni geboren. Ich bin in meinem 7. Jahr auf der Bühne. 7 ist meine Glückszahl, in vielen Ländern ist 7 einen Glückszahl …“ zählt Christian auf. „STOP! Du hast doch noch keine 7 Alben auf dem Markt.“, werfe ich ein. Christian beginnt aufzuzählen: „Ich hab angefangen mit „Ich bin ich“ als Chris Lais. Gehört ja auch dazu. Dann kamen „Mein Weg“, „Atemlos“, „Ungeteilt“, „Neugebor’n“, „Spuren von uns“ und jetzt „7““.
Christian Lais und die „Discostampfer mit fetten Beats“
Ich habe auf meiner Liste einige Titel zu stehen, die mir ins Auge geschossen sind. Ins Ohr ging ja nicht, denn das Album hing noch in der Post fest, als wir uns zum Interview trafen. Als ich „Weil ich Dich liebe“ in der Trackliste entdeckte, fiel mir sofort Marius Müller-Westernhagens Hit ein.“Das hat mit dem Titel gar nichts zu tun. Es ist ein ganz, ganz neues Lied. Ein richtig schöner Discostampfer mit fetten Beats, einer eingängigen Melodie und einem wundervollen Text“, verrät der Sänger.
Die erste Single des Albums „7x“ ist zweifellos eine weitere Discofox-Nummer auf der Scheibe. „Doch zum Himmel“ komplettiert hier das Trio. Mit diesen Titeln geht der Sänger durchaus neue Wege und bringt einen neuen Sound, eine neue Facette in sein musikalisches Schaffen ein. Doch daneben gibt es auch die leisen Zwischentöne mit den großen Botschaften.
Christian Lais widmet das Album seinem Vater
Eines dieser leisen Lieder ist die Ballade „Am Ende meiner Suche“. Es ist einer Geschichte aus seinem Leben. „Ich öffne mich meinen Fans und sie dürfen Teil haben an meinem Leben. „Am Ende meiner Suche“ ist ein Song an meinen Vater, der leider viel zu früh verstorben ist. Ich widme dieses Album meinem Vater. Ich habe ihn Jahrzehnte gesucht und hab ihn vor mittlerweile 6 Jahren finden dürfen. Leider verstorben“, erzählt Christian Lais.
Leicht war dies für den herzlichen Sänger jedoch nicht: „Ich habe mich immer gefragt: Wer mein Erzeuger? Wie sieht er aus? Wie war er? Was hab ich von ihm? Der Titel erzählt den Weg von der Suche über das erste Mal, dass ich ein Foto von ihm in der Hand hielt bis heute, wo ich sagen kann: Ich bin euch beiden nicht böse. Der offizielle Text lautet: ‚Das Kind in mir ist wütend, aber der Mann kann’s verstehn.‘ Aber heute ist es so, dass der Baum seine Wurzeln gefunden hat. Der Stein passt ins Mosaik und das Puzzle passt auch zusammen. Vorher hat irgendwie immer was gefehlt. Heute kann ich sagen, ich habe damit abgeschlossen.“ Sein Texter Udo Brinkmann hat er es jedoch geschafft die Fragen und Zweifel in einen wunderschönen Text zu packen.
Christian Lais will mehr als nur Lieder singen
Der Sänger hat den Titel jedoch nicht selbst geschrieben: „Ich hab daran mitgearbeitet. Ich spreche mit meinen Songwritern über mein leben oder über meine Ideen. Ich erzähle, was mich berührt oder eine Geschichte, die mich interessiert oder etwas, das ich in die Welt hinaus tragen möchte. Ich möchte ja nicht nur von heiler Welt und Party singen. Ich möchte die Herzen der Menschen berühren. Viele finden sich in den Liedern wieder und sagen und schreiben mir: „Das ist genau das, was ich erlebt habe!“ Ich versuche, die Menschen mit Geschichten aus dem Alltag und dem Leben zu berühren und zum Nachdenken anzuregen. Das ist mein Ziel und dem bleibe ich auch treu.“
Zu diesen Wortkünstlern gehören auf dem neuen Album von Christian Lais Dr. Bernd Meinunger, Udo Brinkmann und Heike Fransecky. Die Melodien stammen auch dieses Mal wieder aus der Feder von David Brandes.
Christian Lais kommen die besten Ideen beim Fernsehen
Eine weitere schöne Ballade auf dem Album ist „Himmel aus Glas“. „Das ist eine traumhaft schöne Liebesballade. Es geht darum, dass man sich wünscht, dass alles immer inniger wird – als den Himmel. Aber Glas ist ja zerbrechlich“, erzählt Christian Lais.
Die Idee zur Ballade „Mama Elaine“ kam dem Sänger bei der Lieblingsbeschäftigung der Deutschen: Dem Fernsehen. „Es ist eine wunderbare und berührende Geschichte über eine Frau in La Paz, die Kinder aufgenommen hat, die keine Eltern mehr hatten, weil sie verstorben oder im Krieg gefallen sind. Sie hat diese Kinder aufgenommen und hat jedem Kind einen Teddy gestrickt. Nach ihrem Tod sind all diese Menschen zurückgekommen, mit diesen Teddybären um dieser Frau die letzte Ehre zu erweisen. Das ist eine Geschichte, die mich wirklich sehr berührt hat. Es ist zum einen ein wirklich gelebtes Leben und zum anderen schauen viele Menschen bei so etwas immer weg.“
Bei Christian Lais ist „Land in Sicht“
Wie schon erwähnt kannte ich beim Interview nur die Trackliste und so konnte ich mich nur von Titel zu Titel vor hangeln und fragen, was es mit den einzelnen Titeln auf sich hatte. „Land in Sicht“ hieß es bereits 1992 auf dem Album „Südlich von mir“ bei Roland Kaiser. Da wir wissen, dass der König des Elbufers zu den Vorbildern von Christian Lais gehört, liegt ja hier eine Coverversion nahe.
Aber auch hier hat der Titel „mit dem Kaiser-Song gar nichts zu tun.“ Es geht vielmehr darum das „Gefühl zu vermitteln, ihr könnt etwas ändern, wenn ihr an Euch glaubt. Ihr könnt stark sein. Du bist nicht das hässliche Entlein in der Ecke. Jeder kann aus sich etwas machen. Ich sag in dem Titel: „Hör zu Junge oder Mädel, investiere in deine Träume. Kämpfe darum. „Land in Sicht“ kommt immer“. Aber in diese Rubrik gehört eindeutig auch der Titel „Lächeln“.
Christian Lais: „Meine Mutter hat Tagebuch geschrieben“
Stoff für ein wunderschönes Video bietet auch der Titel „Dein Kapitel im Tagebuch. „Ein Mann entdeckt ein in Leinentuch eingehülltes Buch, blättert darin und erinnert sich zurück an Rum-Eis mit Walnusskernen und Fahrrad fahren. Eine Liebesgeschichte, die kein Happy-End hat“ so die Kurzfassung von Christian Lais zu diesem Titel des Albums. Neben „Unbesiegt“ und „Ich geb dem Morgen Deinen Namen“ gehört er zu den zu den gelungenen Up-tempo-Nummern auf dem siebten Studioalbum mit dem mystischen Namen „7“ von Christian Lais.
„Ich selbst hab nie Tagebuch geschrieben“, erzählt er mir, „aber meine Mutter. Sie ist ein regelrechter Tagebuch-Fan gewesen. Die hat jeden Tag in ihr Tagebuch geschrieben, was wir Kinder angestellt haben. Man war ja als Kind nicht immer perfekt. Man hat ja auch Sachen angestellt, die die Eltern nicht gerade erfreut haben.“
An dieser Stelle unterbrechen wir. Das Album haben wir vorgestellt und den Rest unseres Interviews heben wir uns für das Konzert-Highlight am 26. September auf. Dann wird Christian Lais mit seiner eigenen Band in Bad Bellingen sein erstes Solokonzert geben.